Im Zuge der Kriegsvorbereitungen wurde bereits im August 1939 mit der Errichtung eines Übergangslagers (Dulag) im nordöstlichen Teil von Görlitz-Ost begonnen. Görlitz in der Provinz Schlesien, beiderseits der Lausitzer Neiße, war eine Stadt von rund 95 000 Einwohnern und erfüllte die entsprechenden Bedingungen. Im östlichen Stadtteil war eine Garnison der Wehrmacht stationiert; Görlitz gehörte zum VIII. Wehrkreis mit Kommando in Breslau. Das in Görlitz-Ost entstandene Stalag wurde mithin als Stalag VIII bezeichnet mit dem angehängten Buchstaben A, da es sich um das erste in diesem Gebiet errichtete Lager dieser Art handelte.
Hierher wurden die ersten Gefangenen des Zweiten Weltkriegs verbracht, Soldaten der Polnischen Armee. Die mehr als 8 000 Gefangenen mussten den kalten, regnerischen Herbst und den extrem harten Winter 1939/40 in großen Stoffzelten verbringen.
Es ist leicht vorstellbar, welche Gefühle sie bewegten: die Bitternis der militärischen Niederlage Polens, Gefangenschaft, Besetzung der Heimat, Unsicherheit über die Zukunft, Kälte und Unterernährung, ja Hunger.
Hier muss unterstrichen werden, dass, wiewohl sich das Deutsche Reich zum Einhalt der Genfer Konvention verpflichtet hatte, deren Vorschriften bei Gefangenen aus osteuropäischen Ländern wenn überhaupt, so nur beschränkte Anwendung fanden. Im Bezug auf die polnischen Gefangenen argumentierte man, nach der Besetzung durch Deutschland und Sowjetrussland bestehe kein polnischer Staat und damit keine kriegsführende Macht mehr. Die Folgen einer solchen Auffassung waren für die polnischen Gefangenen dramatisch. Gleich nach ihrer Gefangennahme ließ man untersuchen, ob sie an Verbrechen gegen Deutsche beteiligt gewesen seien, und im Falle eines Verdachts wurden solche Gefangene ohne Verhandlung erschossen. Vermutete man in ihnen „reichsfeindliche Elemente“, so wurden sie in ein Konzentrationslager überstellt.
Polnische Gefangene jüdischer Abstammung wurden sofort nach ihrer Gefangennahme isoliert, arbeiteten in gesonderten Arbeitskommandos und waren Diskriminierungen seitens der Wachmannschaften ausgesetzt. Anfang Februar 1941 wurden 1532 Gefangene jüdischer Herkunft aus Görlitz in ein Lager nach Lublin verlegt.
Von Händen der polnischen Kriegsgefangenen wurde also das eigentliche Stalag errichtet, das sich an einem anderen Ort befand, nämlich im Stadtteil Moys (heute Zgorzelec Ujazd), im südöstlichen Teil von Görlitz-Ost. Unter ungünstigsten Witterungsverhältnissen erstellten die Gefangenen anfangs aus Holz, später aus Mauerwerk die Lagerbaracken sowie die sonstige Infrastruktur des Stalag VIII A, das Ende Dezember 1939 in Betrieb genommen wurde. Obwohl die meisten polnischen Gefangenen bis Frühling 1940 in andere Lager verlegt wurden, baute man das Stalag weiter aus, weil in den Kriegsplänen des Reiches die nächsten Angriffe vorgesehen waren: gegen Holland, Belgien und Frankreich.
Seit Juni 1940 trafen Transporte belgischer und französischer Gefangener ein, deren Zahl im Sommer rund 20 000 erreichte.
Im Juni 1941 kamen über 2300 jugoslawische Gefangene ins Lager, hauptsächlich solche serbischer Nationalität; kroatische und makedonische Kriegsgefangene wurden nach Beendigung der Kriegshandlungen in Jugoslawien wieder entlassen. Serbischen Gefangenen wurden sehr strenge Vorschriften auferlegt, deren auch nur geringste Nichtbeachtung mit dem Tod bestraft wurde.
Um die Jahreswende 1941/1942 trafen erstmals 149 sowjetische Gefangene ein. Im Laufe der weiteren Monate bis November 1943 wurden sie zur zahlreichsten Gruppe im Lager (etwa 14 000), im Januar 1945 waren es über 16 000 Inhaftierte, Soldaten verschiedener Nationalitäten aus allen Sowjetrepubliken, unter ihnen sehr viele Ukrainer.
Im Herbst 1943 befanden sich auch britische Gefangene im Stalag VIII A, neben Engländern Kanadier, Australier, Neuseeländer und Südafrikaner. Nach dem Übertritt der Italiener an die Seite der Alliierten im Spätsommer 1943 wurden die in den besetzten Gebieten Frankreichs, Griechenlands und der ägäischen Inseln stationierten Einheiten der italienischen Armee gefangen genommen. Anfangs mit dem Status von Militärinternierten versehen, erhielten sie später denjenigen von Kriegsgefangenen. Im Dezember 1943 traf
ein Transport von über 6000 Italienern auch im Stalag VIII A in Görlitz-Ost ein. Als „Verräter“ wurden sie besonders schlecht behandelt.
Gegen Ende 1944 kam eine kleine Gruppe polnischer Gefangener (37 Personen) ins Lager – Soldaten der Heimatarmee, Teilnehmer des Warschauer Aufstands –, außerdem 1748 Slowaken, Soldaten des nationalen Aufstands in der Slowakei. Anfang Januar 1945 brachte man aus anderen Lagern noch 1800 amerikanische Gefangene nach Görlitz.
In den Jahren 1939–1945 sind schätzungsweise insgesamt etwa 100 000 –120 000 Kriegsgefangene verschiedener Nationalitäten durch das Lager gegangen.
Die Verwendung Kriegsgefangener als billige Arbeitskraft war von Anfang an geplant; die Eskalation der deutschen Kriegshandlungen und die Einberufung weiterer Jahrgänge verursachten einen riesigen Mangel an Arbeitskräften. Es wurden Arbeitskommandos ganz unterschiedlicher Größe zusammengestellt und in verschiedenen Wirtschaftssparten eingesetzt: in Bergwerken, Industriebetrieben, Steinbrüchen, in der Landwirtschaft, aber auch, im Widerspruch zum Genfer Abkommen, in der Rüstungsindustrie. Die Gefangenen des Stalag VIII A arbeiteten nicht nur im Umkreis von Görlitz, sondern auch in den anderen schlesischen Landkreisen. So hatten etwa die aus sowjetischen Kriegsgefangenen zusammengesetzten Arbeitskommandos ihren Einsatzort in den Steinbrüchen bei Schreiberhau (Szklarska Poręba) und Strehlen (Strzelin).
Die schwere Arbeit war von Unterernährung und Krankheiten begleitet. Es fehlte an Medikamenten und medizinischer Ausstattung. Die Anwesenheit von Ärzten unter den Gefangenen, denen von den Deutschen die medizinische Versorgung übertragen wurde, konnte der dramatischen Situation nur begrenzt abhelfen. Im Falle einer Epidemie waren sie ratlos.
Gleichwohl entwickelte sich im Lager ein kulturelles Leben; die Gefangenen unterhielten eine Theatergruppe, drei Orchester (ein französisches und zwei belgische) sowie kleinere Musikensembles, auch eine Bibliothek wurde aufgebaut; darüber hinaus entfalteten sie sportliche, künstlerische und Selbstbildungsaktivitäten. All dies war für sie eine Möglichkeit, der Hoffnungslosigkeit des Lebens in Gefangenschaft zu entrinnen.
Eine wichtige Rolle spielte auch die Religion. Im Stalag gab es eine Kapellenbaracke, wo in den Wintermonaten Gottesdienste stattfanden; für gewöhnlich diente sie als Bibliothek. Im Frühling und Sommer hielt man die Gottesdienste im Freien ab. Unter den katholischen Priestern, die den Gefangenen als Seelsorger zur Seite standen, ist besonders zu erwähnen der Pfarrer der St. BonifatiusKirche in Görlitz-Ost, Franz Scholz.
Sowjetische Gefangene waren von all diesen Aktivitäten gänzlich ausgeschlossen. Ihr Schicksal war äußerst tragisch. Infolge der Nichtunterzeichnung der Genfer Konvention durch Stalin genossen sie keinerlei Schutz und wurden unmenschlich behandelt. Isoliert von den übrigen Gefangenen, war ihnen jeglicher Kontakt mit diesen strengstens verboten; auch gab es für sie eine getrennte Küche. Unzureichende Verpflegung unterm Existenzminimum, überfüllte, unbeheizte Baracken, anfangs Lagerstätten unter freiem Himmel, Epidemien und Fehlen jeglicher medizinischer Versorgung, dazu der Einsatz bei besonders schweren Arbeiten verursachten ein Massensterben unter den sowjetischen Gefangenen. Es gab auch Befehle gezielter Tötung; das betraf vor allem politische Offiziere, sogenannte Kommissare, aber auch Funktionäre der KPdSU, „Intelligenzler” und Juden. Die Toten wurden anonym in eigens ausgehobene Gruben geworfen, mit Kalk bestreut und mit Erde zugeschüttet. Im Stalag VIII A haben etwa 10 000 sowjetische Kriegsgefangene ihr Leben verloren.
Unter harten Winterbedingungen begann im Januar 1945 die sukzessive „Evakuierung“ des Lagers. Die Gefangenenkolonnen wurden zu Fuß Richtung Westen geführt, nach Hessen und Westthüringen (Wehrkreis IX) sowie nach Nordbayern (Wehrkreis XIII). Vor Ort blieben nur kranke und marschunfähige Gefangene.
In den frühen Morgenstunden des 8. Mai 1945 trafen dann im nunmehr ehemaligen Stalag erste Patrouillen der Roten Armee ein.