10. Februar

10. Februar

10. Februar

Im Januar 1945 begann die deutsche Armee die Kontrolle über Schlesien zu verlieren und Ende des Monats wurde das Hauptquartier des Wehrkreises VIII von Breslau nach Görlitz verlegt.

Große Menschengruppen, die vor der Roten Armee flohen, erreichten Görlitz vom Osten her. Den in den Lagern eingepferchten Kriegsgefangenen wurde immer bewusster, dass die Evakuierung nahte. Sie fingen an sich vorzubereiten, indem sie die knappen Lebensmittelvorräte aus kleinen Tagesrationen und von erhaltenen Paketen sammelten.

In den letzten Tagen vor der Evakuierung – Anfang Februar – wurden die Kriegsgefangenen noch zu Arbeiten an der Festung Görlitz und Umgebung getrieben.

Am 10. Februar marschierte die erste Gruppe von 30.000 Kriegsgefangenen des Stalag VIII A mit einer Länge von zwei Kilometern aus Görlitz Moys. Die Häftlinge des Stalag 334 aus Lamsdorf (Lambinowice), deren Fluchtweg über Görlitz führte, schlossen sich ihnen an. Die Wanderkolonnen der Kriegsgefangenen wurden nach Westen in Richtung Hessen und Westthüringen (Wehrkreis IX) sowie Westböhmen und Nordbayern (Wehrkreis XIII) geleitet. Sowjetische Kriegsgefangene zogen einen Geleitwagen. Der Marsch durch den Februarschnee und die Kälte bedeutete für viele der unterernährten, von der Arbeit erschöpften und von Krankheiten geplagten Kriegsgefangenen den Tod. Diejenigen, die nicht laufen konnten oder Fluchtversuche unternahmen, wurden erschossen. Zusätzlich wurde das Gefühl der Unsicherheit durch systematische Luftangriffe der Alliierten auf die Außenposten, in denen sie ihre Nächte verbrachten, verstärkt. Nach einer Woche anstrengenden Marsches erreichten die Gefangenen Meißen, wo sie wegen beschädigter Brücken die Elbe schwimmend überqueren mussten. Dort wurden sie neu gruppiert. Von Meißen aus marschierten zwei Gruppen ab: die erste – weiter westlich zum IX. Wehrkreis, die zweite wurde nach Süden zum XIII. Wehrkreis, d.h. nach Nordbayern, getrieben, wo die Gefangenen bald von der britischen und amerikanischen Armee befreit wurden.

Die Evakuierung von weiteren Gruppen aus dem Stalag VIIIA erfolgte auf unterschiedlichen Strecken und dauerte bis Anfang Mai 1945. Es wurden jedoch nicht alle Häftlinge evakuiert. Einige sowjetische Kriegsgefangene und Slawen verschiedener Nationalitäten blieben im Lager. Noch im April traf ein Transport mit 217 tuberkulosekranken polnischen Kriegsgefangenen aus Tangerhütte im Stalag VIII A ein. Bis zu den letzten Kriegstagen wurden die Gefangenen als Arbeitskräfte bei der Vorbereitung zur Verteidigung der Stadt Görlitz eingesetzt.

Quelle:

Zgłobicki R., Obozy i cmentarze wojenne w Zgorzelcu
Joanna Lusek, Albrecht Goetze, Stalag VIII A Görlitz.  Geschichte – Gegenwart – Zukunft, Łambinowicki rocznik muzealny nr 34